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 Balance halten – Rücken stärken

Balance halten – Rücken stärken! (Motto des Tages der Rückengesundheit 2017)

von Ulrich Kuhnt, Rückenschule Hannover Vorsitzender des Direktoriums des BdR e. V.

Hintergründe zum Motto „Balance halten – Rücken stärken!“

Der Begriff „Balance“ hat für die Rückengesundheit eine besondere Bedeutung. Insbesondere unter körperlichen als auch unter psychosozialen Aspekten. Nach dem Grundverständnis der Salutogenese pendelt der Mensch zwischen Gesundheit und Krankheit. In Anlehnung an dieses Bild pendeln auch die körperlichen und psychosozialen Voraussetzungen einer Person zwischen z. B. sehr gut und ungenügend. Ihre Balance ist ein entscheidender Faktor – eben auch für die Rückengesundheit.

Balance von Körperhaltung und Bewegungsabläufe

Für das menschliche Bewegungssystem ist es wichtig, dass sich die Körperhaltung beim Stehen, Gehen und Sitzen dynamisch im Lot befindet. Das Gleiche gilt für häufig ausgeführte Bück- oder Hebetätigkeiten, die in physiologischen Bewegungsmustern unter muskulärer Kontrolle ausgeführt werden sollten. Gute Voraussetzungen für einen gesunden Rücken schaffen die ausbalancierte Wirbelsäule über dem Becken und der ausbalancierte Kopf auf der Halswirbelsäule. Über längere Zeit eingenommene Fehl- oder Zwangshaltungen können muskulo-skelettale Beschwerden verursachen.

Neuro-muskuläre Balance

Der Wunsch nach einer ausbalancierten Körperhaltung und harmonischen Bewegungsabläufen kann nur erfüllt werden, wenn gleichzeitig auch die wichtigsten Skelettmuskeln eine Balance aufweisen. Sind Agonisten und Antagonisten ungleich ausgebildet, spricht man von einer muskulären Dysbalance. Wichtig für die neuro-muskuläre Balance ist nicht nur die Maximalkraft der Muskeln, sondern für allem die inter- und intramuskuläre Koordination. Der Begriff „Sensomotorik“ beschreibt das komplexe Zusammenspiel zwischen den Sinnesorganen und der Muskulatur. Die modernen Trainingsformen, wie z. B. Functional Training, Core-Training, Cross-Training oder Faszientraining zielen vor allem auf eine neuro-muskuläre Balance.

Balance zwischen Belastung und Erholung

Die richtige Dosierung von Belastung und Erholung ist ein zentrales Anliegen der Trainingslehre, Sportmedizin und auch der Arbeitswissenschaften. Zu hohe körperliche Belastungen führen langfristig zu Überlastungsschäden am menschlichen Bewegungssystem. Zuviel Erholung oder Schonung hat ebenso eine Abnahme der physiologischen Leistungsfähigkeit zur Folge. Die optimale Belastungsdosierung kann nur unter Berücksichtigung der individuellen Leistungsvoraussetzungen erreicht werden.

Psychische Balance

Die Aussagen zur körperlichen Belastung und Erholung können auch auf die Psyche eines Menschen übertragen werden. Chronische Überforderung der Psyche durch beispielsweise hohe Arbeitsdichte, durch Leistungsdruck, mangelhafte Wertschätzung oder soziale Konflikte kann psychosomatische Beschwerden und Erkrankungen verursachen. Wobei die psychische Überforderung sowohl im Arbeitsleben als auch im privaten Bereich entstehen kann. Gerät die Psyche aus der Balance, dann kann grundsätzlich auch die Rückengesundheit ins Wanken kommen. Ein Rückenschmerzgeschehen kann nur in Zusammenhang mit psycho-sozialen Faktoren erklärt und behandelt werden. Achtsamkeit, Selbstfürsorge, Selbstwirksamkeit, sozialer Rückhalt, Resilienz oder Salutogenese sind wichtige Aspekte zur Stärkung der psychischen Balance.

Rücken stärken

Der zweite Teil des Mottos zum Tag der Rückengesundheit nimmt die Ressourcen zur Förderung der Rückengesundheit in den Fokus. Die physische und psychische Leistungsfähigkeit eines Menschen kann lebenslang durch einen aktiven, gesundheitsförderlichen Lebensstil gesteigert werden. Dieser Lebensstil ist gekennzeichnet durch positive soziale Beziehungen, hohe Arbeitszufriedenheit, Lebensfreude, regelmäßige körperliche Aktivitäten, ausgewogene Ernährung, Dauerstressvermeidung und Entspannung. Es ist eindeutig und wissenschaftlich hinlänglich belegt, dass ein gesunder Rücken nicht allein durch die Höhe der Muskelkraft im Rücken oder die Stellung der Wirbelsäule bestimmt wird. Der bio-psycho-soziale Ansatz der Neuen Rückenschule nach der Konföderation der deutschen Rückenschulen drückt diese Sichtweise unmissverständlich klar aus.

Schirmherrin des 16. Tages der Rückengesundheit in Deutschland war Helga Kühn-Mengel (ex-MdB, frühere Präsidentin der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (BVPG)).

Link: Grußwort von Helga Kühn-Mengel