Der BdR möchte alle Experten:innen auf dem Gebiet der Rückengesundheit zu einer zielorientierten und konstruktiven Mitarbeit beim Netzwerk Rückengesundheit einladen. Unser gemeinsames Ziel ist dabei: die Förderung der Rückengesundheit auf den verschiedensten Präventions- und Interventionsebenen evidenzbasiert weiterzuentwickeln. Die erste Maßnahme des BdR-Netzwerkes Rückengesundheit besteht in der Etablierung einer Curriculumskommission zur Aktualisierung des KddR-Curriculums zur Fortbildung von Rückenschullehrer:innen.
Ausgangssituation: Ende der 1990er-Jahre stand die „klassische Rückenschule“ mit ihrer biomedizinischen Ausrichtung und der strengen Dichotomisierung von richtigem und falschem Haltungs- und Bewegungsverhalten in der Kritik. Kritisiert wurden vor allem die fehlenden Wirksamkeitsnachweise, mangelnde Qualitätssicherung und die unzureichende Berücksichtigung biopsychosozialer und gesundheitspädagogischer Aspekte.
Vor diesem Hintergrund sahen die neun führenden deutschen Rückenschul- und Bewegungsfachverbände einen hohen Handlungsbedarf. Im Jahre 2004 wurde mit Unterstützung der Bertelsmann-Stiftung ein Kooperationsvertrag zwischen den Verbänden zur gemeinsamen Weiterentwicklung der „Präventiven Rückenschulen“ geschlossen und die Konföderation der deutschen Rückenschulen (KddR) gegründet. Die gemeinsame Aufgabe war die Vereinheitlichung von Zielen, Inhalten, Methoden und Zielgruppen sowie die Erarbeitung eines modular aufgebauten Konzepts für die Neue Rückenschule. Im Jahr 2006 veröffentlichte die (KddR) ein Curriculum für die Fortbildung von Rückenschullehrenden. In den folgenden acht Jahren erlangte das Curriculum bei den gesetzlichen Krankenkassen eine hohe Wertschätzung, sodass die Verbände ihre gemeinsamen Anstrengungen zur Qualitätssicherung konsequent fortsetzten.
Ab 2018 sank in den Verbänden das allgemeine Interesse an der KddR. Diese Entwicklung wurde durch einschneidende Veränderungen in der Zentralen Prüfstelle Prävention (ZPP) beschleunigt. So forderte zum Beispiel die ZPP für die Anbieterqualifi kation im Handlungsfeld Bewegung nicht mehr die Verlängerung der Rückenschullizenz. Im zurückliegenden Jahr traten mehrere Verbände (BBGS, IFK, VPT, DVGS, Physio Deutschland) aus der KddR aus. Zum jetzigen Zeitpunkt sind der BdR e. V., der DGymB und das Forum Gesunder Rücken noch Mitgliedsverbände in der KddR.
Da mit dem Ausscheiden der anderen fünf Verbände die von der KddR angestrebte Gründung und Weiterentwicklung des Netzwerkes Rückengesundheit nicht mehr möglich ist, hat sich der BdR dazu entschlossen, die Initiative für das Netzwerk zu übernehmen.
Der BdR hat sich mit hohen finanziellen und personellen Investitionen an der konzeptionellen und zukunftsorientierten Arbeit zum Thema: „Stärkung der Rückengesundheit“ in der KddR beteiligt. Gemeinsam konnte die KddR Erfolge und Errungenschaften erzielen, die nicht einfach aufgegeben werden sollten. Stattdessen sollten Curricula, Qualitätsstandards und Strategien zur Stärkung der Rückengesundheit auf Basis der aktuellen wissenschaftlichen Grundlagen weiterentwickelt und aktualisiert werden.
Deswegen möchte der BdR alle Experten:innen auf dem Gebiet der Rückengesundheit zu einer zielorientierten und konstruktiven Mitarbeit einladen. Unser gemeinsames Ziel ist dabei: die Förderung der Rückengesundheit auf den verschiedensten Präventions- und Interventionsebenen evidenzbasiert weiterzuentwickeln. Dabei ist die Studienlage eindeutig: Multimodale Rückengesundheitskonzepte bilden die beste Grundlage für die gewünschte Wirksamkeit. Eine interprofessionelle Zusammenarbeit ist deswegen unerlässlich.
Die erste Maßnahme des BdR-Netzwerkes Rückengesundheit besteht in der Etablierung einer Curriculumskommission zur Aktualisierung des KddR-Curriculums zur Fortbildung von Rückenschullehrer:innen.
Der BdR e. V. betrachtet es als wichtiges Ziel, das Curriculum zur Fortbildung von Fachkräften für Rückengesundheit/Kursleiter Rückengesundheit zu aktualisieren. Diese Fachkräfte sollen für folgende Einsatzgebiete eine rückengesundheitsspezifische Basisqualifikation erwerben, inklusive einer Einweisung in den „Präventionskurs Rückengesundheit“.
Konkret heißt das:
Der BdR übernimmt die Koordination zur Etablierung einer Kommission zur Weiterentwicklung des Curriculums. Die Kommission soll aus maximal 20 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Lehre und Praxis bestehen.
Verbindliche Kooperationszusagen gibt es bereits von Prof. Dr. Frank Mayer, dem Leiter des nationalen Forschungsnetzwerk MiSpEx (Medicine in Spine Exercise).
Für den BdR e. V. ist es das zentrale Anliegen, die Arbeit der zigtausend Rückenschullehrenden in Deutschland weiterhin zu unterstützen. Die Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention rund um die Rückengesundheit ist ein wichtiger Beitrag für die Versorgung der Personen mit unspezifi schen Rückenschmerzen (im weiteren Verlauf auch die Stärkung der Rückengesundheit von Patienten mit chronischen Rückenschmerzen). Die Bezeichnung „unspezifischer Rückenschmerz“ wird dann angewendet, wenn keine spezifische Diagnose gestellt werden kann. Laut der Nationalen Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz trifft diese Tatsache in mindestens 85 Prozent der Fälle zu (Hildebrandt et al. 2012). Es gibt also auch zukünftig für die Fachkräfte für Rückengesundheit viel zu tun.
Allerdings muss diese Arbeit durch wissenschaftliche Evidenznachweise gestützt und die Beratungskompetenz sollte mit qualitativ hochwertigen sowie einheitlichen Fortbildungen erworben werden. Diese anspruchsvollen Ziele können nur gemeinsam in einem „Netzwerk Rückengesundheit“ erreicht werden. Daher übernimmt der BdR e. V. die Initiative für dieses Vorhaben. Nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“, laden wir alle Bewegungsexperten:innen zur konstruktiven Mitarbeit ein. Profiteure sind die auf diesem Gebiet tätigen Physio- und Ergotherapeuten:innen, Sportwissenschaftler:innen und Gymnastiklehrer:innen.
Ulrich Kuhnt, Günter Lehmann